
“Als das Lamm das zweite Siegel öffnete, hörte ich das zweite Lebewesen rufen: Komm! Da erschien ein anderes Pferd; das war feuerrot. Und der, der auf ihm saß, wurde ermächtigt, der Erde den Frieden zu nehmen, damit die Menschen sich gegenseitig abschlachteten. Und es wurde ihm ein großes Schwert gegeben.” (Offb 6,3-4)
Autorin: Alex Beer
Titel: Der zweite Reiter. Ein Fall für August Emmerich
Originalverlag: Limes Verlag, München 2017
ISBN: 978-3-7341-0599-9 (Taschenbuchausgabe)
Verlag: Blanvalet in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Erschienen am 21.05.2018
Langsam aber sicher wird es wieder einmal Zeit für eine Rezension hier auf TheSandraBlog. Die letzte ist tatsächlich schon eine ganze Weile her. Aber heute habe ich wie normalerweise üblich keine Neuerscheinung für euch. Nichts desto trotz habe ich einen echt guten Krimi für euch in petto: Alex Beer – Der zweite Reiter.
Ich bin eine sehr begeisterte Krimi-Leserin, greife aber eher selten zu österreichischen Krimis. Als Der zweite Reiter 2017 im Hardcover erschienen ist, bin ich schon eine ganze Weile darum herumspaziert. Leider war meine Lesemotivation zu diesem Zeitpunkt eher auf einem Tiefpunkt, also habe ich es gelassen. Aber als ich ihn dann als Taschenbuch entdeckt habe, habe ich ihn gekauft und jetzt endlich gelesen – und das in Rekordzeit! :-) Ein wirklich spannender Krimi, aber dazu später mehr.
Zur Handlung
Die Geschichte spielt in Wien im Jahr 1919. Der Erste Weltkrieg ist vorbei, Österreich ist nur noch ein Abklatsch seiner selbst und zu einer kleinen, verkümmerten Republik verkommen. Der Kaiser ist fort und mit ihm all der Prunk aus vergangenen Zeiten. Die spanische Grippe hat ihre Spuren hinterlassen, an jeder Ecke sieht man Armut und Krankheit, viele träumen davon, auszuwandern und der Untergrundhandel boomt. In solchen Zeiten wird oft klar, dass zwischen Recht und Gerechtigkeit Welten liegen können. Jeder versucht, sich irgendwie durchzuboxen, ob durch Wetten, Erpressung, Diebstahl oder Prostitution.
Inmitten von all dem Chaos findet sich Rayonsinspektor August Emmerich wieder. Er hat den Krieg überlebt, verwundet zwar, aber er kämpft sich durch. Im Vergleich zu vielen anderen in Wien zur Zwischenkriegszeit scheint er es noch recht gut getroffen zu haben: Job, Frau, Wohnung. Sein Traum: Für die Abteilung “Leib und Leben” zu arbeiten – die Mordkommission zur damaligen Zeit. Als er während der Ermittlungen zum Untergrundhandel auf die Leiche eines vermeintlichen Selbstmörders stößt, beginnt sich das Rad auch schon zu drehen. Wie soll bitte ein Kriegszitterer dazu in der Lage sein, sich eine Kugel in den Kopf zu jagen? Kaum vorstellbar, dass das machbar wäre … Vorerst steht er aber mit seiner Mord-Theorie alleine da und beginnt deshalb auch auf eigene Faust zu ermitteln.
Eine Leiche folgt quasi auf die andere und womit Emmerich nicht rechnet, ist das Ausmaß des Falles, dem er da auf der Spur ist. Und nichts dauert es und er gerät selbst ins Visier des gewieften Mörders und hat alle Hände voll damit zu tun, erstens selbst am Leben zu bleiben und zweitens tatsächlich der Polizei zu entkommen – denn er selbst findet sich plötzlich als Verdächtiger in einem Mordfall wieder …

Meine persönliche Meinung
Ich finde diesen Krimi wirklich richtig gut! Ich mag es, wenn Geschichten gut recherchiert sind und deshalb unglaublich authentisch rüberkommen. Die Schilderungen und Beschreibungen der Stadt Wien in der Zwischenkriegszeit sind richtig toll. Man kann sich beim Lesen sehr schnell und gut in die Situation hineinversetzen und fiebert richtig mit!
August Emmerich ist mir sehr sympathisch – ein Ermittler ganz nach meinem Geschmack. Ich habe ja eine Vorliebe für diese skurrilen, etwas angeschlagene Charaktere mit Ecken und Kanten, die im ersten Moment nach außen hin sehr hart wirken, aber eigentlich einen guten Kern haben. Emmerich ist so einer. Er ist vom Leben gezeichnet, versucht sich wie jeder andere durchzuboxen, muss einiges einstecken und gewinnt im Laufe der Geschichte immer mehr Sympathiepunkte.
Die Handlung finde ich im Großen und Ganzen sehr stimmig und auch sehr spannend. Vieles hätte ich nicht so vorhergesehen, auch nicht als geübte Krimi-Leserin. Alex Beer schafft es, viele Verstrickungen und unerwartete Wendungen einzubauen, ohne aber dabei den Leser zu überfordern und am Ende ergibt auch alles einen Sinn und vor allem ist man total baff, wenn man erfährt, was und wer wirklich hinter den Morden steckt.
Man jagt gemeinsam mit Emmerich einen skrupellosen Mörder, der im ersten Moment anscheinend wahllos Kriegsveteranen tötet, begibt sich in den Untergrund Wiens, lässt sich mit zwielichtigen Personen ein und kommt selbst in sehr große Gefahr – echt wirklich gelungen und absolut lesenswert!
Teil zwei der August-Emmerich-Reihe bereits erschienen: Alex Beer – Die rote Frau, ISBN 978-3-8090-2676-1, Limes Verlag, mehr Infos hier.